Einpersonenhaushalte auf dem Vormarsch
In unserer Juli-Ausgabe geht unsere Serie mit der Stadtpolitik in die nächste Runde. Dieses Mal sprachen wir mit Stadtrat Erwin Baumann über die aktuelle Wohnsituation in Villach.
MeinBezirk.at: Wie sieht die aktuelle Wohnungslage in Villach aus?
Erwin Baumann: Der Wohnungsmarkt steht unter Druck: Der Anteil an Einpersonenhaushalten liegt bei rund 45 Prozent und ist damit deutlich über dem Landesdurchschnitt. Im Wohnungsamt sind 1374 Wohnungswerber vorgemerkt, was bedeutet, dass die Zahl derer, die eine Wohnung benötigen immer gleichbleibend hoch ist. Jedoch beinhaltet diese Zahl einen großen Teil an Wohnungswerbern, welche ihre Wohnsituation nur verbessern wollen, d.h. einen Wohnungstausch anstreben.
Welche Themen sind Ihnen im Bereich der Wohnungsangelegenheiten am wichtigsten?
Mir geht es um eine ganzheitliche Wohnungspolitik für Villach. Es geht nicht ausschließlich darum, möglichst viele Wohnungen zur Verfügung zu stellen, sondern auch Wohnqualität zu schaffen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren einen massiven Schwerpunkt auf die Sanierung von Wohnungen gesetzt, die bereits ein bisschen in die Jahre gekommen sind. Ich möchte, dass der Tratsch mit den Nachbarn auch in Zukunft möglich ist, weil daraus stabile Beziehungen zwischen den Bürgern entstehen, die Zusammenhalt und Solidarität bedeuten, wenn die Zeiten schwieriger werden. Ich setze daher darauf, dass Menschen, die in Villach Wohnungen bekommen, über zumindest entsprechende Sprachkenntnisse verfügen oder ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt schon sehr lange in Villach haben.
Was braucht die Stadt Villach?
Der Bedarf an leistbarem Wohnraum für Einzelpersonen ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Gründe dafür sind unter anderem veränderte Lebensrealitäten, wie etwa Trennungen, sowie steigende Mietpreise. Wir sehen es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Es braucht mehr gezielten Wohnbau, der auf die Bedürfnisse von Einzelpersonen zugeschnitten ist, sowohl was Größe, als auch die Leistbarkeit betrifft.
Dabei ist klar: Leistbare Wohnungen entstehen nicht von selbst. Sie benötigen politischen Willen, entsprechende Fördermodelle und auch eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand, Wohnbaugesellschaften und privaten Bauträgern. Nur so können wir sicherstellen, dass Wohnen auch für Alleinlebende ein Grundrecht bleibt und kein Luxus wird.“
Gibt es dazu Überlegungen bzw. künftige Pläne wie man mehr Wohnraum schaffen kann?
Wohnraumschaffung ist eine zentrale Zukunftsaufgabe. Der Bedarf an leistbarem und bedarfsgerechtem Wohnraum steigt in Villach seit Jahren kontinuierlich. Das hängt mit dem Bevölkerungswachstum, dem Zuzug durch Arbeitsplätze und der Zunahme an Einpersonenhaushalten zusammen. Wir setzen daher auf ein mehrschichtiges Maßnahmenpaket.
Der geförderte Wohnbau wird gezielt ausgebaut mit Projekten wie dem Westbahnhof-Quartier, auch kleinere Projekte wie das Quartiershaus am Josefsmarkt und das BVH in der Schlossgasse ergänzen das Angebot gezielt im innerstädtischen Bereich, die sowohl leistbare als auch nachhaltige Wohnlösungen bieten. Langfristig braucht es jedoch auch stärkere gesetzliche und finanzielle Rahmenbedingungen auf Landes- und Bundesebene, um die Dynamik am Wohnungsmarkt sozial verträglich zu gestalten.
Welchen Herausforderungen stehen Sie als Wohnreferent gegenüber?
Die zentrale Herausforderung liegt in der Balance zwischen Wachstum und Leistbarkeit. Steigende Baukosten, begrenzte Flächen und hohe Nachfrage erzeugen einen enormen Druck. Gleichzeitig wollen wir nicht nur mehr Wohnraum schaffen, sondern diesen auch nachhaltig, energieeffizient und sozial ausgewogen gestalten. Zudem gilt es, als Stadt auch regulierend einzugreifen, wo nötig, etwa durch Begrenzung von Mietsteigerungen bei städtischen Wohnungen oder die Prüfung von Maßnahmen gegen spekulativen Leerstand.“
Was macht die Stadt Villach für Sie aus?
Villach ist für mich die lebenswerteste Stadt, die ich bisher gesehen habe. Dazu gehört die geografische Lage und Klima, dazu gehören die Menschen, die bei uns von einer besonders lebensbejahenden und positiven Mentalität geprägt sind. Villach macht eine hervorragende Bildungs-Infrastruktur aus, die jungen Menschen beste Chancen eröffnet. Die Liste der Vorzüge ließe sich beliebig lang fortsetzen.
Quelle:
Interview von MeinBezirk mit Stadtrat Erwin Baumann
Veröffentlicht: 1. Juli 2025, 07:47 Uhr auf meinbezirk.at
Redaktion: Chiara Kresse
Foto: © MeinBezirk