Letzte Ölheizung abgebaut: Die „meine heimat“ heizt jetzt „grün“

Die Villacher Wohnbaugenossenschaft „meine heimat“ hat ihr ehrgeiziges Ziel erreicht.

Es ist geschafft! Auch in der Rennsteiner Straße in Oberwollanig wird nun „grün“ und nicht mehr mit Öl geheizt, konkret über Fernwärme. Damit wurde die letzte Wohnanlage der Wohnbaugenossenschaft „meine heimat“ in Villach auf erneuerbare Energiequellen umgerüstet. Insgesamt betrifft das sämtliche 3.500 von 6.000 Wohnungen in der Draustadt.

Zehn Jahre

Ein wichtiger Meilenstein für die Wohnbaugenossenschaft. Begonnen wurde mit der Umstellung aber nicht er vor kurzer Zeit. Hier denkt man schon lange umweltorientiert: „Wir haben vor circa zehn Jahren mit der Umrüstung angefangen, nun haben wir unser Ziel endlich erreicht“, so „meine heimat“-Haustechniker Roman Baumann stolz. Er war dabei, als die letzte Ölheizung im Dezember abgeschaltet wurde. „Wir haben unser ehrgeiziges Ziel schon lange bevor die gesetzlichen Bestimmungen im Jahr 2030 in Kraft treten, erreicht – nämlich die Umrüstung aller rund 3.500 mit Erdöl beheizten Wohnungen auf klimaschonende Fernwärme. Damit ist die Baugenossenschaft ‚meine heimat‘ in Kärnten und Österreich in puncto Klimaschutz und Nachhaltigkeit absoluter Vorreiter“, ergänzt „meine heimat“-Vorstandsvorsitzender Helmut Manzenreiter.

Mieter profitieren

Auch sagt er: „Bei uns profitieren die Mieterinnen und Mieter nicht nur im Vergleich zu Privaten von einem deutlich geringeren monatlichen All-inclusive-Mietzins, sondern auch davon, dass ihre Wohnungen klimafreundlich und zukunftsweisend beheizt werden.“ Begonnen wurde damals unter dem Arbeitstitel „grüner Wohnen“ und das sollte, wie man nun merkt, kein leerer Titel sein. So wurden nahezu alle Wohnungen – dank einer großartigen Kooperation mit der Kelag, wie es heißt – an das Fernwärme-Netz angeschlossen.

118.400 Liter

Zwei Wohnanlagen gebe es allerdings noch, wo mit Gas geheizt würde, berichtet „meine heimat“-Prokurist Alfred Groyer. Auch diese sollen in den kommenden Jahren noch mit Fernwärme ausgestattet werden. Und das nicht nur wegen der aktuell hohen Kosten aufgrund der Energiekrise und des Ukrainekriegs, sondern auch zur Liebe der Villacher Bewohner. Doch mit Öl ist nun „zum Glück“ endlich Schluss. Dadurch werden pro Jahr rund 118.400 Liter fossile Brennstoffe und klimaschädliches CO2 eingespart. Das dürfte vor allem jene Villacher und Villacherinnen freuen, denen die Umwelt am Herzen liegt, vermutet Manzenreiter.

Luftkurort

Der Vorstandsvorsitzende ist froh, dass die Wohnbaugenossenschaft mit diesen Maßnahmen ihren Teil zum Umweltschutz beitragen kann, denn er weiß: „Vor vielen Jahren waren die Luftwerte hier in Villach – vor allem im Winter – sehr sehr schlecht. Wir sind in einer Kessellage. Mittlerweile haben wir Werte wie ein Luftkurort, was wirklich erstaunlich ist und uns alle überrascht hat, da wir doch von Autobahnen umgeben sind. Das war damals wirklich ein Problem für unseren Tourismus.“

Strom vom Dach

Doch nicht nur beim Heizen ist die „meine heimat“ innovativ. Die Baugenossenschaft setzt zudem intensiv auf die Kraft der Sonne. Konkret: Mit speziellen Mieterstrom-Modellen in Kooperation mit der Kelag ermöglichen sie, dass die Mieter einen Teil ihres Strombedarfs von der Photovoltaikanlage auf dem Dach ihres eigenen Wohnhauses beziehen können. „Wir haben unsere Dächer der ‚Kelag Energie & Wärme‘ für PV-Anlagen zur Verfügung gestellt“, erklärt Manzenreiter.

Finanzieller Vorteil

Auf einigen Wohnanlagen der „meine heimat“ in Villach arbeiten daher bereits Mieterstrom-PV-Anlagen, auf einer weiteren Wohnanlage werden derzeit die PV- Module installiert. „Unsere Mieterinnen und Mieter in diesen Häusern profitieren vom Strom, der mit der Kraft der Sonne auf den Dächern ihrer Wohnhäuser erzeugt wird. Die Erfahrungswerte zeigen, dass sie dadurch bei den Stromkosten zwischen 20 und 100 Euro pro Jahr einsparen. Außerdem leisten wir so natürlich gemeinsam wertvolle Beiträge zum Klimaschutz und zur Energieunabhängigkeit. Uns ist es wichtig, ein für unsere Mieterinnen und Mieter passendes Modell anzubieten, also eine Lösung, die ihnen auch einen finanziellen Vorteil bringt. Gemeinsam mit der Kelag Energie & Wärme erreichen wir diese Ziele“, betont Manzenreiter dankbar.

Kooperation mit der Stadt

Doch nicht nur die Kelag ist ein wichtiger Kooperationspartner für die Projekte, auch die Stadt Villach unterstützt das Vorhaben. „Ich als Wohnbaureferent kann sagen, dass wir mit allen Wohnbaugenossenschaften sehr gut zusammenarbeiten und so begrüße ich natürlich die Maßnahmen der ‚meine heimat‘ sehr. Wir bauen bei unseren Wohnanlagen der Stadt auch alles um und konnten nahezu alle auf Fernwärme umstellen. Dementsprechend schauen wir, dass wir für die Stadt Villach und vor allem für die Umwelt etwas Gutes tun“, so Stadtrat Erwin Baumann. „Wir sind sehr froh, dass die Stadt und den Rücken stärkt und wir an einem Strang ziehen“, sind sich Manzenreiter und Groyer einig.

Bauland knapp

Weiters sind sich die Verantwortlichen der Stadt und die „meine heimat“ einig: Neue Bodenversiegelungen sollten vermieden werden. Für den sozialen Wohnbau wird das Bauland jedoch zunehmen knapper und somit kaum mehr leistbar. Die Frage, wie neue Bodenversiegelungen vermieden und bestehende bauliche Strukturen besser genutzt werden können, löst die Baugenossenschaft auch hier ideenreich mit der Verdichtung von Wohnraum. „Ganz konkret wird dabei das Wohnhaus entsprechend aufgestockt, also es werden zusätzlich Etagen errichtet beziehungsweise bestehende Dachböden ausgebaut“, erklärt Manzenreiter das Vorgehen. Es soll also grundsätzlich mehr nach oben, in die Höhe gebaut werden. Aktuelle Projekte gibt es bereits in den Villacher Stadtteilen Lind und Völkendorf.

Fassadenbegrünung

Doch damit nicht genug, die Projektideen der Villacher Wohnbaugenossenschaft gehen noch weiter. Ganz aktuell wurde ein Projekt entwickelt, um die Fassade eines bestehenden mehrstöckigen „meine heimat“-Wohnhauses auf dem Kaiser-Josef-Platz in der Villacher Innenstadt zu begrünen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Vertikalvegetation sieht nicht nur schön aus, sondern leistet einen aktiven Klima- und Naturschutz und sorgt im Sommer für eine herrlich-kühlende Wirkung. Dafür gibt es vom Land Förderung um 30 Prozent. „Der Bürgermeister der Stadt Villach hat bereits großes Interesse gezeigt, dieses Projekt gemeinsam mit unserer Baugenossenschaft umzusetzen. Den Mieterinnen und Mietern dürften dafür jedoch keinerlei zusätzliche Kosten entstehen“, sagt Manzenreiter. Auch der Stadtrat bestätigt: „Wir finden die Projektidee super und prüfen gerade wie wir es umsetzen können. Eine Entscheidung sollte es bald geben.“

Hohe Lebensqualität

Es sind also viele Dinge, die das Wohnen bei der Baugenossenschaft „meine heimat“ besonders und lebenswert machen: „Wir denken nachhaltig und handeln grün“, betont Manzenreiter. „Ich möchte nochmal mit Nachdruck festhalten, dass wir als gemeinnützige Genossenschaft für Menschen bauen, die nicht mit den großen Gütern des Lebens gesegnet sind. Zudem errichten wir Wohnraum, der jeden Vergleich mit privaten Eigentumswohnbau standhält. Mehr noch, vielfach sind unsere geförderten Wohnungen hinsichtlich Lebens- und Wohnqualität sogar höherwertig – mit Architektenplanung, großzügigen Balkonen und Loggien sowie einer zukunftsweisenden, nachhaltigen und grünen Energieversorgung“, sagt Manzenreiter abschließend.


Bezahlte Kooperation

Quelle: Woche Kärnten, Ausgabe vom 25.01.23
Fotos: Marta Gillner

Erwin Baumann

Team freihetliche Villach

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